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Bio Landwirtschaft - Was das für den Bauer bedeutet

19 Jul
Bio Obst und Gemüse an einem Marktstand
Quelle: Peter von Bechen / pixelio.de
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Sie liegen seit einigen Jahren voll im Trend: Bio-Produkte. Seit 8 Jahren steigt der Umsatz biologischer Lebensmittel jährlich um etwa zehn Prozent an. Entsprechend wächst auch die Anbaufläche solcher Lebensmittel.
Knapp sieben Prozent der in Deutschland landwirtschaftlich genutzten Fläche werden biologisch bebaut. Auch die Zahl der Bio-Höfe stieg soweit, dass nun jeder zehnte Bauernhof ein Biobetrieb ist. Laut Schätzungen des Bunds für Ökologische Lebensmittelwirtschaft, kurz BÖLW, kommen pro Tag fünf dazu. Dennoch können regional die Nachfragen nicht gedeckt werden.
Dieser Trend ist in vielerlei Hinsicht positiv: Bio-Produkte sind besser für die Gesundheit, besser für die Natur und damit auch besser für nachfolgende Generationen. Manch einer mag den höheren Preis der Bio-Produkte gegenüber konventionell erzeugten Lebensmitteln kritisieren. Doch bei genauerer Betrachtung ist dieser allemal gerechtfertigt. Für den Bauer bedeutet der Umstieg auf biologische Landwirtschaft größeren Aufwand und größeres Verlustrisiko. Für den Verbraucher aber auch wohlschmeckende Lebensmittel mit Bio-Garantie.

Was ist eigentlich ein Bio-Produkt?


Ab wann ein Produkt als Bio-Produkt verkauft werden darf ist gesetzlich geregelt. In der EG-Öko-Verordnung ist festgelegt, wie die Produkte produziert werden müssen und wie sie gekennzeichnet werden dürfen. Seit 2001 gibt es für Lebensmittel, die aus staatlich kontrollierter biologischer Erzeugung stammen das geschützte Bio-Siegel. Es garantiert für den Verbraucher die Produktion nach den Vorschriften der EG-Öko-Verordnung. Aufschriften wie „Naturkost“, „kontrollierter Anbau“ oder „umweltschonend“ tun dies dagegen nicht.
In der Verordnung finden sich Vorschriften bezüglich Anbau, Saatgut, Düngung und Behandlung mit Pflanzenschutzmitteln. Für die Tierhaltung finden sich Regelungen für artgerechte Haltung, Fütterung und Verwendung von Medikamenten, vor allem Antibiotika, und Wachstumshormonen.


Was bedeutet Bioproduktion für den Landwirt?


Für den Bauer bedeutet Bioproduktion eine Menge mehr Aufwand, mehr Kosten und ein größeres Verlustrisiko.

Alles beginnt mit der Umstellung vom konventionellen auf den Bio-Anbau. Für Acker- und Grünlandflächen ist eine Umstellungszeit von zwei Jahren gesetzlich vorgeschrieben. In dieser Zeit muss der Bauer schon nach den Vorschriften des Bioanbaus handeln, kann seine Produkte aber noch nicht als solche Verkaufen. Der Grund dafür ist, dass so lange noch Rückstände vom konventionellen Anbau, beispielsweise Düngemittel, im Boden sind, die nicht den Regelungen der EG entsprechen. Der Gewinn des Bauern fällt in dieser Zeit entsprechend geringer aus, denn die Kosten steigen, während der Erlös der gleiche bleibt.

Danach folgt die Anschaffung des Saatgutes. Vorschriftsmäßig darf nur ökologisch vermehrtes Saat- und Pflanzgut ausgebracht werden. Nur in wenigen Fällen wird die Verwendung von konventionellem Saatgut genehmigt, sofern dieses nicht gebeizt ist.

Ein wichtiger Faktor für den Erfolg des Erzeugers ist die Fruchtfolge. Diese entscheidet über
  • Fruchtfolgekrankheiten
  • Wurzelunkräuter
  • Schädlingsbefall

Fruchtfolgekrankheiten sind Krankheiten, die Pflanzen nach mehreren Jahren Monokultur befallen. Grund dafür ist, dass sich der Boden bei einem solchen Anbau nicht regenerieren kann. Der Bauer muss sich also bereits im Vorfeld Gedanken darüber machen, welche Frucht er in den nächsten Jahren anbaut.
Da die Düngung im Biobetrieb stark eingeschränkt ist, muss er zudem Pflanzen anbauen, welche Nährstoffe für die entsprechende Folgegeneration aufschließen. Darüber hinaus muss er noch zwischen Sommer- und Wintergetreide abwechseln. Allgemein erstreckt sich eine Fruchtfolge über etwa sechs Jahre. Das bedeutet, dass erst nach sechs Jahren wieder das gleiche Produkt auf der Fläche angebaut wird.
Der Bio-Bauer liefert demzufolge jedes Jahr zu einer anderen Zeit eine andere Frucht. Das macht es für ihn deutlich schwerer, einen Abnehmer zu finden und rechtfertigt schon den höheren Preis.

Wie bereits angesprochen hat die EG-Öko-Verordnung auch die Düngung reglementiert. Chemische Stickstoff- und Phosphor-Dünger sowie Klärschlamm sind im Biobetrieb unzulässig. Grundsätzlich darf nur mit Wirtschaftsdüngern tierischer Herkunft gedüngt werden, wobei die Menge auf 170 Kilogramm Stickstoff pro Hektar kontingentiert ist. Der tierische Dung muss vom eigenen Hof, das heißt ebenfalls mit Bioqualität, oder von anderen Biohöfen bezogen werden.
Sobald Düngemittel aus konventionellen Betrieben bezogen werden, ist eine Qualitätsuntersuchung erforderlich. Sie dürfen nur dann ausgebracht werden, wenn der festgestellt Schadstoffgehalt unbedenklich ist. Der Landwirt muss den Dung so ausbringen, dass er auf die jeweilige Kultur abgestimmt ist, dass Bodenleben und den Humusgehalt fördert und keinesfalls zu Boden- und Gewässerbelastung führt.
Ist nachweislich der Gehalt eines Spurenelements im Boden zu gering und der Mangel nicht mit tierischem Dung ausgleichbar, darf mineralischer Dünger eingesetzt werden. Die EG-Öko-Verordnung führt hierfür eine Liste mit zugelassenen Bodenverbesserungs- und Düngemitteln sowie Substratbestandteilen.
Entsprechend ist diese Kontingentierung für den Bauern mit mehr Aufwand verbunden, als wenn er sich nur nach den Vorgaben für konventionellen Anbau halten müsse. Vor allem aber bedeutet der geringere Nährstoffgehalt im Boden einen geringeren Ernteertrag. Um das zu kompensieren müssen die Lebensmittel entsprechend teurer verkauft werden.

Noch viel schlimmer für die Umwelt (und oftmals auch für den Verbraucher) sind Pflanzenschutzmittel. Natürlich sieht auch dafür die EG-Öko-Verordnung Regelungen vor: Chemisch erzeugte Pflanzenschutzmittel und genmanipulierte Organismen sind nicht erlaubt. Stattdessen muss der Landwirt Maßnahmen treffen, die dem Befall der Pflanzen mit Schädlingen vorbeugen. Entscheidende Faktoren dabei sind:
  • Vielfältige Fruchtfolge
  • Wahl resistenter und konkurrenzstarker Sorten
  • Zeitpunkt der Aussaat
  • Bodenbearbeitung

Im Anhang der EG-Öko-Verordnung finden sich ein paar Ausnahmen, wann und welche Pflanzenschutz und -stärkungsmittel ausgebracht werden dürfen. Grundsätzlich gilt aber, dass bei Schädlingsbefall auf mechanische Bekämpfung zurückzugreifen ist, zum Beispiel hacken, striegeln und abflammen bei Unkrautbefall oder Abklopfen von Kartoffelkäfern.
Seit Biolebensmittel immer mehr im Trend liegen hat sich hier aber einiges getan und es steht nun eine Vielzahl von innovativer Technik zur Verfügung.
Dennoch bedeutet Biobetrieb für den Bauern neben höherem Aufwand vor allem eines: Risiko. Die Wahrscheinlichkeit einer kleineren oder unter Umständen komplett ausfallenden Ernte ist ohne Pflanzenschutzmittel viel größer. Und dieses Risiko spiegelt sich selbstverständlich im Preis wider.


Investitionen für Maschinen und Fuhrpark


Für den Erzeuger bedeutet die Umstellung auf Biobetrieb mitunter auch Investitionen. Im letzten Abschnitt wurde die notwendige innovative Technik zum Pflanzenschutz bereits angesprochen. Der Biobetrieb fordert aber nicht nur Investitionen im Bereich des Pflanzenschutzes, sonder auch im Bereich der Bodenbearbeitung. Durch die wechselnde Fruchtfolge werden unter Umständen Anschaffungen in Hack- und Striegeltechnik nötig, um die Frucht überhaupt anbauen oder ernten zu können.
An dieser Stelle ist es für den Landwirt durchaus attraktiv, sich nach gebrauchten Landwirtschaftsmaschinen umzusehen. Das Unternehmen Tradus ist ein Marktplatz für solche Maschinen. Es stellt einen Weltweiten Markplatz für gebrauchte Fahrzeuge und Maschinen dar. Dort gibt es neben vielen anderen Kategorien auch die der Landwirtschaft. Sie ist noch weiter in die verschiedensten Unterkategorien unterteilt und liefert dem Landwirt eine Auswahl unter tausenden gebrauchten Geräten. Natürlich stellt die Plattform auch eine Basis zum Verkauf eigener Geräte dar, die nicht mehr gebraucht werden.


Die Arbeit auf dem Acker von der Vorbereitung bis zur Ernte


Die ganze Zeit wurde darüber geschrieben, wie viel Mehraufwand ein Biobauer gegenüber konventionellen Bauern hat. Doch die Arbeit auf dem Feld stellt genauso für den konventionellen Bauern einen großen Arbeitsaufwand dar, der von Verbrauchern oftmals unterschätzt wird.

Alles beginnt mit der Vorbereitung des Bodens. Nach der vorherigen Ernte muss der Boden gelockert werden. Der Bauer verwendet dazu Pflüge und Grubber, die den Boden lockern und gleichzeitig Reste der Vorernte und Unkräuter untergraben. Dabei entstehen aber erst große Erdklumpen und kein feinbröseliger Boden. Diesen erzeugt erst das Bearbeiten mit der Egge.
Für die Bodenbearbeitung sind neben dem Traktor also bereits drei Geräte notwendig. Um den maximalen Effekt mit diesen zu erzielen und die Geräte nicht zu beschädigen, kann der Landwirt maximal mit zügigem Schrittempo sein Feld bestellen. Grob gerechnet braucht er je nach Größe des Pflugs etwa eine Stunde für einen Hektar Land. Für das Bearbeiten mit der Egge gilt das Gleiche. Die dabei entstehenden Kosten berechnen sich zum einen aus der Arbeitszeit des Landwirtes, zum anderen aus den Maschinenkosten. Gerechnet wird in sogenannten Maschinenstundensätzen, die sich aus Anschaffungskosten, Treibstoffverbrauch, Leistung, Laufzeit, Verschließ, Lagerplatz und Ähnlichem berechnen.
Für einen Traktor mit rund 200 PS wird beispielsweise ein Netto-Maschinenstundensatz von 44 Euro gerechnet. Dazu kommen entsprechende Sätze für Anbaugeräte wie Pflug und Egge. Das sind jeweils nochmals weitere 10 bis 30 Euro.

Danach folgt die Aussaat. Hierfür braucht der Landwirt einen Saatkasten für den Traktor, der das Saatgut gleichmäßig ausbringt. Mit diesem muss er mit ähnlichem Zeitaufwand wie beim Pflügen das komplette Feld abfahren und je nach Saatgut im Anschluss noch einmal, um es mit Erde zu bedecken. Besonders teuer sind ausgefallene Saatmaschinen wie Lauchpflanzmaschinen. Sie haben einen Netto-Maschinenstundensatz von über 300 Euro.

Nun kommt der Teil, auf den der Bauer keinen Einfluss hat: Die Keimung. Die Samen brauchen dazu die richtige Temperatur, Luftverhältnisse und Feuchtigkeit. Sind die Pflanzen gekeimt und haben die ersten Samentriebe, bringt der Bauer die erste Zwischendüngung aus. Dafür braucht er den richtigen Düngerstreuer und wieder eine Menge Zeit. Und zwar bis zur schlussendlichen Ernte mehrmals.

Anschließend folgt zur Pflege der Pflanzen die Unkrautbekämpfung, für die wie angesprochen im Biobetrieb die richtigen Geräte notwendig sind. Aber auch der konventionelle Bauer braucht zur Ausbringung der Pflanzenschutzmittel die richtigen Gerätschaften.
Diese aufwändigen und kostspieligen Arbeitsschritte sind aber unumgänglich. Ohne sie wären sowohl konventionelle Klein als auch Biobauern gegenüber den Massenerzeugern verloren.

Abschließend erfolgt die Ernte. Wie viel Zeit von der Bodenvorbereitung bis dahin vergangen ist, hängt von der Pflanze ab. Bei Hafer und Weizen ist es ein halbes Jahr, bei Roggen der Dinkel fast ein ganzes, da diese im vorigen Herbst gesät wurden. Warum sollte es anders sein als vorher: Auch zur Ernte sind wieder teure Landwirtschaftsmaschinen, meistens Vollernter, notwendig.

Alles in allem fährt der Bauer für eine Pflanzungsperiode mindestens zehn mal über das Feld, jedesmal mit hohem Zeitaufwand und einer anderen teuren Maschine zur Bewältigung der anfallenden Arbeit. Ein Aufwand, den Verbraucher hinter jedem Lebensmittel erkennen und würdigen sollten!
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