Der Wechsel ins Paradies?
In Deutschland ist die Krankenversicherung für jedermann eine Pflichtversicherung. Entsprechend müssen alle Arbeitnehmer und Selbstständigen dafür sorgen, dass sie Mitglieder in einer Versicherung sind, um sich für den Ernstfall abgesichert zu sein.
Doch was ist besser? Der Eintritt in eine private oder in eine gesetzliche Krankenversicherung? Der Streit darüber existiert bereits seit Jahren. Das liegt auch daran, dass viele Bürger der Meinung sind, dass nur die Besserverdiener in das private Lager wechseln könnten.
Wer kann überhaupt Mitglieder in der privaten Krankenversicherung werden?
Grundsätzlich gibt es für den Eintritt in eine private Krankenkasse nur wenige Einstiegshürden. Offen steht der Weg im Prinzip allen Studenten, Angestellten und Selbstständigen. Während Erstere und Letztere ? dasselbe gilt auch für Beamte ? grundsätzlich immer und ohne Einkommensnachweis aufgenommen werden, müssen Angestellte eben jenen erbringen. Das liegt darin, dass der Staat nur den Personen einen Ausstieg aus dem gesetzlichen System erlaubt, die mindestens 50.850 Euro Bruttogehalt im Jahr (Stand 2014) vorweisen können. Diese Grenze wird gezogen, um die Bürger zu schützen, denn private Kassen werden im Alter oftmals teuer. Geringverdiener könnten entsprechend in den Ruin getrieben werden. Verdient ein Angestellter mehr als der entsprechende Betrag - die Grenze wird jedes Jahr neu gezogen - kann er in die
private Krankenversicherung wechseln.
Kandidaten für den Eintritt in eine nicht-staatliche Krankenversicherung:
- Beamte
- Studenten
- Selbstständige
- Angestellte mit einem Gehalt von über 50.850 Euro (brutto)
Lohnen sich nicht-gesetzliche Krankenkassen für Angestellte überhaupt?
Die Wahl der Krankenversicherung muss jeder Bürger selbst treffen. Dabei spielen viele verschiedene Faktoren eine Rolle. Besonders bei Angestellten, die sehr gut verdienen, kann ein Wechsel ins private System klare Vorteile bringen. Das liegt daran, dass die privaten Kassen einen festen Satz einkassieren und diesen nicht oder nur selten vom Einkommen abhängig machen. Verdienen Personen beispielsweise über 100.000 Euro im Jahr, ist ein Wechsel ins private System finanziell zumeist reizvoller und kann sich
lohnen. Ist das Gehalt allerdings geringer, muss oftmals der Rechenschieber herausgeholt werden. Das liegt auch daran, dass die Beiträge bei nicht-gesetzlichen Krankenkassen oftmals über die Jahre deutlich stärker steigen. Das heißt, dass besonders Studenten und junge Angestellte einen sehr geringen Betrag, oftmals unter 100 Euro im Monat, bezahlen müssen, während ältere Menschen und insbesondere Rentner teilweise mit Beträgen von über 1.000 Euro im Monat zur Kasse gebeten werden. Das liegt daran, dass die Krankenkassen im privaten System das Krankheits- oder Verletzungsrisiko einer Person je nach Alter berechnen. Finanziell lohnt sich ein Wechsel ins nicht-staatliche System also nur dann, wenn Angestellte noch
sehr jung sind oder über ein
sehr hohes Einkommen verfügen. Wichtig ist allerdings, dass immerzu bedacht wird, dass die Beiträge im Alter deutlich steigen können.
Was gibt es sonst für Vorteile?
Sehr umstritten ist auch, welche Vorteile Krankenversicherungen im Privatsystem gegenüber staatlichen Kassen bieten. Als besonders bekannt gelten bevorzugte Behandlung in Arztpraxen und die Behandlung durch einen Chefarzt im Krankenhaus. Während Ersteres zumeist Vorteile bringt, ist Letzteres umstritten. Mediziner erklären oftmals, dass Chefärzte, da sie seltener praktizieren, oftmals schlechter für eine Behandlung geeignet sind, als andere Oberärzte. Ein weiterer bekannter Vorteil liegt in der Zuteilung von Einzel- oder Doppelzimmern, die den Aufenthalt im Krankenhaus komfortabler machen sollen. Diese ist allerdings oftmals auch bei gesetzlichen Kassen zubuchbar. Außerdem gelten die Kassen im nicht-staatlichen System in vielen Bereichen als spendabler und übernehmen oftmals Kosten, die von gesetzlichen Krankenversicherungen nicht übernommen werden.
Zahlreiche Kassen, Tarife und Preise
Sollten sich gesetzlich Versicherte für einen Wechsel ins private System entschieden haben, steht Ihnen eine breite Auswahl an verschiedenen Krankenversicherungen, die allesamt mit individuellen Angeboten locken, zur Verfügung. Hierbei gilt es mehrere Faktoren abzuwägen und zu vergleichen. Das war insbesondere früher sehr mühsam, aber heute kann man eigentliche alle Tarife bequem online vergleichen.
Eine zentrale Rolle spielen sicherlich die Leistungen, welche die Kasse bietet. Ein genauer Blick sollte aber auch dem monatlichen Tarif und dessen Steigerungsrate über die Jahre zugewendet werden. Besonders hier empfiehlt sich eine tiefgehende Recherche. Nicht zuletzt sollte darauf geschaut werden, was für eine Selbstbeteiligung Kassen ansetzen. Diese kann zwischen 0 Euro und weit über 1000 Euro liegen. In diesem Bereich müssen Kunden abwägen, denn grundsätzlich gilt: Je höher die Selbstbeteiligung, desto geringer der monatliche Beitrag.
Gute Anbieter privater Krankenversicherungen im Überblick (
Stiftung Warentest / März 2014):
- Provinzial Hannover (Note 1,5)
- Bayerische Beamtenkrankenkassen (Note 1,7)
- Huk-Coburg (Note 1,8)
- HanseMerkus (Note 2,1)
- UKV (Note 2,1)